Auf dem Weg zum Tennisprofi?

Pressebericht Delmenhorster Kurier vom 13.01.2024

 

Auf dem Weg zum Tennisprofi?

 

Der 13-jährige Linus Heubach hat ein großes Ziel und investiert viel in diesen Traum

Linus Heubach sieht seine Vorhand als seine größte Stärke an.

Julian Thomas ist ein sehr erfahrener Trainer, der es selbst fast bis zu den Profis geschafft hat.

Linus Heubach sieht seine Vorhand als seine größte Stärke an.

Delmenhorst. Den Traum, Profisportler zu werden, haben viele Kinder und Jugendliche. Die allermeisten von ihnen haben nicht genügend Talent oder nicht den entsprechenden Ehrgeiz. Linus Heubach vom TC Blau-Weiß Delmenhorst hat sich dieses hohe Ziel dennoch gesetzt. „Ich will Tennisprofi werden“, sagt der 13-Jährige. Dafür trainiert er unter anderem zweimal die Woche zwei Stunden einzeln bei Julian Thomas, der einst selbst nicht weit von Profitum entfernt war, und zudem bei der Herren. Hier schlug er diese Saison auch bereits in der Verbandsliga auf und gewann beide Einzel. Das nächste Mal steht er an diesem Wochenende gegen Varel auf dem Platz. Dass der Weg weit und auch nicht sehr wahrscheinlich ist, weiß das Talent. In der deutschen U14-Rangliste rangiert er knapp in den Top50. „Technisch ist er nicht schlechter als die Nummer drei. Aber er muss mental noch die nächsten Schritte machen“, sagt sein Vater Ingo.

Mit Thomas hat er nun einen erfahrenen Coach an seiner Seite. In der Jugend gehörte dieser zu den Top-Ten in Großbritannien, bekam ein Stipendium aus den USA. Doch die mangelnde Körpergröße von 1,70 Metern machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Mir war daher klar, dass ich kein Profi werde. Also habe ich mich für die Trainerlaufbahn entschieden“, sagte er gegenüber dem DELMENHORSTER KURIER vor rund zwei Jahren. Doch Thomas kennt professionelle Spieler und weiß, was es braucht. In den Profibereich schaffe es kaum jemand. „Es ist ein extrem weiter Weg, der Übergang in den Erwachsenenbereich ist holprig. Eine Prognose ist bei Linus zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich“, sagt Thomas. Dass Heubach in seiner Altersgruppe zu den besten Spielern zähle, sei klar. Das Talent sei vorhanden. „Aber es kommt auf sehr viele Faktoren an. Man muss die körperliche Entwicklung abwarten. Auch die Psyche spielt eine sehr große Rolle“, meint Thomas. Wenn es so intensiv werde, dass man quasi acht Stunden am Tag mit Tennis verbringe, dann sei das kein Hobby mehr, sondern ein Beruf. „Viele haben da auch keine Lust drauf“, weiß er.

Die Vorhand als Waffe

Linus Heubach hat dazu Lust und Thomas steht an seiner Seite. „Der Plan ist, dass Julian mit Linus mittelfristig zu den Turnieren reist“, skizziert Ingo Heubach. Zusätzlich trainiert Linus Heubach bei Daniel Greulich, Regionstrainer der Region Jade-Weser-Hunte. Dieser erhielt kürzlich eine Auszeichnung des Deutschen Tennis Bundes für außergewöhnliche Leistungen für den deutschen Tennissport.

Linus Heubach bringt natürliches Talent mit. Mit sechs Jahren hielt er erstmals einen Schläger in der Hand, hatte sofort viel Spaß und gewann direkt sein erstes Turnier. Er habe laut Thomas eine für dieses Alter bereits sehr schnelle Vorhand. „Man braucht eine bestimmte Waffe. Einfach gut spielen, reicht nicht“, sagte der Trainer. Die Vorhand sei besonders.

Mentale Entwicklung im Fokus

Zudem verfügt der 13-Jährige über ein intuitiv gutes Winkelspiel. „Ich muss noch etwas schneller auf den Beinen werden. Ich bin nicht langsam, aber das kann besser werden“, ordnet Linus Heubach ein. Grundsätzlich sei er ein sehr offensiver Spieler, der auf eigene Punkte gehe und nicht auf die Fehler der Gegner warte. Im Bereich Aufschlag sei laut Thomas noch nicht klar, wie gut dieser letztlich werde, auch wenn das Talent einen schnellen Arm habe. Dafür müsse Heubach erst ausgewachsen sein. Besonders groß wird der 13-Jährige vermutlich nicht, die 1,80 Meter erreicht er laut Prognose aber. Generell ist damit, erklärt Thomas, Profitennis realistisch. „Man muss aber auch sehen, dass der aktuelle Profi im Durchschnitt 1,87 Meter groß ist“, ordnet der Coach ein. Noch fehlt Heubach ein wenig der Punch, schwere Spiele zu Ende zu bringen. „Ich hatte es zuletzt öfter, dass ich ein 5:3 nicht ins Ziel gebracht habe. Dafür habe ich ein 2:4 mehrfach gedreht“, schildert Linus Heubach. Generell müsse er psychisch stärker werden.

Thomas sieht das ähnlich. „Gerade wenn es nicht so wie erwartet läuft. Da sind andere mental stärker. Aber Zwölf-, 13-Jährige entwickeln sich auch einfach verschieden“, sagt er. Klar sei, dass das Mentale ein sehr wichtiger Faktor sei – gerade im Profibereich. „Die Luft an der Spitze ist sehr dünn. Es geht um viel Geld, da ist die Konkurrenz riesig. Und Tennisspielen können die alle gut“, sagt er.

Familie Heubach hat die Thematik auf dem Schirm: „Wir waren auch schon bei einem Mentalcoach“, erzählt Ingo Heubach. Das möge sich für Außenstehende übertrieben anhören, wenn es um einen 13-Jährigen gehe.

„Aber das zeigt auch, dass wir an ihn glauben und alles versuchen, dass es klappt, dass er Profi wird“, sagt er. Der dreifache Familienvater betont aber auch, dass bei seinem Sohn der Spaß am Tennisspiel im Fokus steht und das auch so bleiben soll. „Wenn es nicht funktioniert mit dem Profitum, dann ist das eben so“, sagt der 50-Jährige.

Ein intensives Hobby

Was Linus nicht vernachlässigen dürfe, sei die Schule. An Dienstagen beispielsweise fährt er nach dem Unterricht in die Halle an der Lethestraße und trainiert zwei Stunden mit Julian Thomas. Danach widmet er sich in einem Raum neben dem Vereinsheim den Hausaufgaben, ehe es am späten Nachmittag mit den Herren des TC Blau-Weiß zurück auf den Court geht.

Bleibt neben Schule sowie Tennistraining und -punktspielen noch Zeit für ein Hobby? „Ich verabrede mich gerne mit einem Kumpel“, sagt der 13-Jährige. Was die beiden dann machen? Sie spielen ein Tennismatch. „Ich zocke aber auch gerne Playstation online mit Freunden oder schaue Youtubevideos“, fügt Linus Heubach hinzu. Ein Teenager eben – wenn auch einer mit großem Tennistalent und Ehrgeiz.

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