„Wir haben eine gute Basis für die kommenden Jahre geschaffen“
Er ist seit vielen Jahren einer der besten Tennisspieler der Stadt und zudem langjähriger Mannschaftskapitän. Im Interview spricht Glander über Tennis in Delmenhorst, Vereinskooperationen und sportliche Ziele.
Herr Glander, die Tennislandschaft in Delmenhorst hat sich in den vergangenen Jahren durch Vereinskooperationen gewandelt. Sie waren eine der treibenden Kräfte. Wie liefen die Schritte ab?
Carsten Glander: Die Idee bei den Herren 40 hatten wir schon länger. Wir wollten ausgeglichene Mannschaften zusammenbekommen, die die Spieler in Delmenhorst halten. Ich habe mich dann mit Stefan Mackowiak vom Delmenhorster TC zusammengesetzt, wie es für unsere beiden Vereine funktionieren kann. Der ehemalige Delmenhorster Timo Stalljann, der in Bremen spielte, kam zudem auf Torsten Spille und mich zu, ob wir nicht zusammen spielen wollen. Dann haben wir uns alle zusammengesetzt und es wurde schnell klar, dass wir unter dem Dach des DTC als Herren 40 antreten wollen, auch wenn die Topspieler vom TC Blau-Weiß kommen. Aber die DTCer haben mehr Leute in der Altersklasse eingebracht. Nach der Kooperation bei den 40ern ergab sich die Möglichkeit, auch im Herrenbereich zu kooperieren. Bei Blau-Weiß hatten wir nicht genug Leute für zwei Teams und der DTC hatte eine sehr dünne Personaldecke für eine Mannschaft. Hier spielen wir als TC Blau-Weiß, da die seit Jahren etablierte 1. Herren als Aushängeschild weiterhin fungieren soll.
Wie fällt ihr bisheriges Fazit zur Kooperation aus? Hat es sich gelohnt?
Absolut. Es macht den Leuten in allen Mannschaften viel Spaß. Die Breite in den Kadern ist höher. Bei den Herren 40 haben wir 20 Spieler für drei Teams und bei den Herren 15 für zwei Mannschaften. Das ist breit genug aufgestellt, man braucht die Anzahl der Spieler aber auch, da jeder außerhalb des Platzes seine Verpflichtungen hat. Sportlich hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Die drei Herren 40 Teams haben jeweils zwei Hallen- und eine Freiluftsaison gespielt und haben von neun möglichen Aufstiegen fünf geschafft. Mit den Erfolgen ist die Kooperation in beiden Stammvereinen auch einfacher zu moderieren. Ich bin für die jeweils erste Mannschaft bei den 40ern und den Herren zuständig, Stefan Mackowiak für die zweite und dritte Mannschaft der 40er und Marco Mennebäck für die zweite Mannschaft der Herren. Der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen uns läuft sehr gut.
Die Herren 40 ist im Freien in die Landesliga und in der Halle in die Oberliga aufgestiegen. Was sind die Ziele in der kommenden Saison?
Wir wollen draußen auch in die Oberliga kommen, aber das wird schwieriger als in der Halle. Der Oldenburger Tennisverein (OTeV) ist aus der Oberliga abgestiegen und hat eine gute Mannschaft. Der OTeV hat als größter Verein in der Region ganz andere Möglichkeiten als wir, gegen die wird es sehr schwierig, aber wir versuchen es selbstverständlich. Da es in der Oberliga Sechser- und keine Vierermannschaften wie in der Landesliga gibt, ist es auch noch mal ein ganz besonderer Ansporn und Reiz für uns, den Aufstieg zu realisieren. Da könnten wir dann mehr Leuten Einsätze geben. In der Halle ist das Ziel im nächsten Jahr der Oberliga-Klassenerhalt. Aber es ist noch lange hin, noch können wir die Gegner da nicht wirklich einschätzen.
Bei den Herren im Freien verpassten Sie den Aufstieg in die Landesliga knapp. In der Halle klappte das, die Saison startet hier im Januar. Was sind die Ziele hier?
Nach dem überraschenden Aufstieg im letzten Jahr sind wir in der Halle Außenseiter, da geht es ausschließlich um den Klassenerhalt. Es wird eine sehr besondere Saison für uns, da es gleichzeitig auch die letzte Saison von Torsten Spille und mir bei den Herren sein wird. Nach 14 Jahren 1. Herren als Spieler und Mannschaftsführer spielen wir danach nur noch in der Altersklasse 40. Es war da wichtig, den Übergang zur nächsten Generation hinzubekommen. Ich denke, dass Linus Heubach im Sommer schon die Nummer eins bei uns sein wird. Da muss man dann schauen, was die jungen Spieler schaffen können. Wahrscheinlich war es letztlich ganz gut, dass wir im Sommer nicht in die Landesliga aufgestiegen sind. Die Verbandsliga passt besser. Auch hier ist der Klassenerhalt für die neu formierte Mannschaft erstmal das Ziel.
Ist das nicht etwas tiefgestapelt?
Nein, absolut nicht. Wir haben jetzt in Delmenhorst eine gute Basis für die kommenden Jahre geschaffen. Aber es steht ein Umbruch im Herrenbereich an. Niklas Johannson ist dann der erfahrenste Spieler, und die jungen Spieler müssen sich auf dem Niveau erst einmal zurecht finden.
Linus Heubach ist 14 Jahre alt und gilt als großes Talent. Wie schätzen Sie ihn ein?
Es ist aus körperlichen Gründen schwierig, direkt bei den Herren mitzuhalten in dem jungen Alter. Das hat schlicht mit der Körpergröße und – kraft zu tun. Linus hat deswegen beim Aufschlag und Return noch Nachteile, im Grundlinienspiel kann er schon komplett mithalten und von der Ausdauer her ist er besser. Er ist ein großes Talent. Natürlich fehlt noch Erfahrung, aber man sieht quasi Woche für Woche, wie er besser wird. Er wird in der Halle in der Landesliga spielen und er trainiert ja auch bei den Herren mit. Insgesamt haben wir bei den Herren eine tolle Mischung, die altersmäßig von 14 bis 46 reicht.
Wie sieht Ihre Zukunftsprognose für Tennis in Delmenhorst aus?
Die sieht positiv aus. In der letzten Zeit sind viele Leute dazugekommen, sowohl in der Breite als auch in der Spitze. Wir haben jetzt zwei Mannschaften bei den Herren 30, zeitnah bauen wir eine Herren 50 auf. Wir haben bei Blau-Weiß nun acht Mannschaften, hatten vorher nur vier. Aus der Jugend kommen einige Talente nach.
Was hat sich im Tennis in den vergangenen Jahren verändert?
Die Turnierszene ist wieder größer geworden, seitdem man Leistungsklassenturniere, sodass jeder die Chance hat, gegen etwa gleichstarke Leute zu spielen und entsprechend Erfolge bei Turnieren holen kann. Im Punktspielbetrieb stagniert die Anzahl der Mannschaft jedoch.
Wie sind Vereine und Stadt infrastrukturell aufgestellt?
Das Thema Betriebskosten der Hallen ist überall groß, vor allem beim Heizen. Zusammen haben wir acht Hallen- und etwa 20 Außenplätze. Das reicht auf jeden Fall. Andere Vereine beziehungsweise Städte beneiden uns um die Kapazitäten.
Das Interview führte Michael Kerzel